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Über die serbische Slava


16.01.2019

Was ist die Slava und was sind ihre Merkmale?

Bei den Serben ist die Slava ein großer Feiertag. So wie die christlichen Kirchen dem Gedenken an einen Feiertag oder einen Heiligen geweiht werden, so feiern das serbische Heim, als Kirche im Kleinen, und die serbischen Familien auf ganz festliche Weise einen der Gottgefälligen, den sie als ihren Schutzpatron und Vermittler vor Gott betrachten. Dieser wunderbare fromme Brauch hat nur das serbische Volk, und er entstand dadurch, dass unsere Vorfahren, als die das Christentum annahmen, am Tag der Taufe sich einen Heiligen-Patron aussuchten, so wie es auch die Bezeichnung verdeutlicht: „Taufname“. So begangen jene, die sich am Tag des Hl. Nikolaus tauften den Hl. Nikolaus zu feiern, jene, die am Tag des Hl. Georg getauft wurden, feiern seitdem den Hl. Georg usw.
Am Tag ihrer Slava, also ihres „Taufnamens“, lassen die Serben jede Arbeit ruhen und widmen sich der Feier ihres Schutzpatrons.

DIE MERKMALE DER SLAVA

Die Slava-Ikone

In jedem orthodoxen serbischen Heim, am häufigsten an der Ostwand des Hauptraumes (Wohnzimmer), befindet sich die Slava-Ikone. Oberhalb der Ikone hängt das Kandilo (besondere Öllampe) und diese wird an Sonn- und Feiertagen angezündet, während man vor der Ikone die häuslichen und familiären Gebete abhält.

Die Slava-Wasserweihe

Einige Tage vor der Slava kommt der Priester ins Haus der Feiernden, um die Slava-Wasser zu weihen, mit dem die Zimmer im Haus, so wie die Familienmitglieder gesegnet werden. Den Rest des geweihten Wassers verwendet die Hausfrau für die Zubereitung des Slava-Brotes (Kolač). In jenen Regionen, in denen der Kolač nicht zubereitet wird, verwendet man das geweihte Wasser zur Vorbereitung anderer Mahlzeiten für die Slava.

Slava-Kerze

Im Laufe des Vormittags, wenn der Kolač geschnitten wird oder vor dem Slava-Festessen, zündet der Hausherr die Slava-Kerze an. Sie steht immer auf dem Slava-Festtagstisch und brennt den ganzen Tag. Solange die Kerze brennt „dient der Hausherr seiner Slava“ und sitzt nicht am Festtagstisch.

Slava-Getreide (Žito)

Für die Slava wird auch das Slava-Žito, oder auch Koljivo genannt, zubereitet. Das ist eine gekochte und mit Zucker oder Honig gesüßte Getreidespeise. Das Getreide ist Symbol für die Auferstehung (die gesäten Getreidesamen zerfallen in der Erde, aber sie bringen neues Leben) und dieses wird zu Ehren des gefeierten Heiligen dargebracht, sowie für die ewige Ruhe der verstorbenen Seelen unserer Vorfahren und Verwandten, die diese Slava gefeiert und an ihre Erben weitergegeben haben. Demnach wird das Slava-Žito für alle „Taufnamen“ zubereitet, so auch für den Hl. Erzengel Michael oder den Hl. Ilijas. Das Slava-Žito wird man Tag der Slava in die Kirche gebracht, wo es der Priester mit einem gesonderten Gebet segnet, und zu Hause wird es jedem Gast vor dem Festtagsessen gereicht. Die meisten Hausfrauen, besonders in Serbien, bereiten das Slava-Žito als Süßspeise mit gemahlenen Walnüssen zu.

Slava-Brot (Kolač)

Der Slava-Kolač ist eigentlich ein verziertes Getreidebrot, das, je nach lokalen Bräuchen, am Tag der Slava in die Kirche gebracht wird, wo es der Priester, bei einem gesonderten Gebet, schneidet und mit Wein tränkt, oder es wird zu Hause vom Hausherr selbst vor dem Festtagsessen geschnitten und mit Wein getränkt. Das Slava-Brot und der Wein sind Symbole des Herrn Jesus Christus, denn Er hat Brot und Wein beim Letzten Abendmahl verwendet, als Er die Hl. Eucharistie begründet hat.

Die Volksbräuche im Zusammenhang mit der Tauf-Slava sind sehr unterschiedlich, wenn man an die historischen und ethnografischen Bedingungen denkt, unter denen einzelne Teile des serbischen Volkes gelebt haben. So wird in Regionen, die unter der Herrschaft Österreich-Ungarns gelebt hatten, das Slava-Brot nicht zubereitet, sondern nur das Slava-Žito oder es wird nur das Slava-Wasser geweiht.

DAS VERERBEN DER SLAVA

Das Slava-Fest wird vom Vater auf den Sohn vererbt. In Familien ohne männliche Nachkommen, bleibt die Slava im Haus und wird vom Schwiegersohn übernommen, neben seiner eigenen Slava. Brauch war es auch, dass wenn jemand ein Haus oder ein Anwesen erwirbt, er die Slava des erworbenen Hauses ebenfalls übernimmt, neben seiner eigenen.

In den patriarchalen Großfamilien war der Träger der Slava der Älteste der Großfamilie und, solange er am Leben war, haben seine Söhne die Slava nicht separat gefeiert. Aber hätte ein Sohn sich aus dem Familienverband gelöst und seine eigene Familie gegründet, so erhielt er neben dem Besitzanteil auch die Slava-Ikone, und damit auch die Erlaubnis in seinem Haus die Slava zu feiern, unabhängig davon, dass sein Vater noch am Leben war.

Mit der Urbanisierung der Dörfer, und mit der immer größer werdenden Migration in die Städte, sowie mit den sich veränderten Lebensumständen und Familienverhältnissen, werden die Haushalte gespalten und die Söhne verselbstständigen sich bereits mit der Volljährigkeit, so dass der Übertrag der Slava mit der Heirat und dem Umzug in die eigene Wohnung oder Haus einhergeht.

Es versteht sich von selbst, dass der Sohn verpflichtet ist, als Zeichen des Respekts gegenüber den Eltern, eine solch wichtige Sache, wie die Gründung einer Familie und das selbstständige Feiern der Slava, mit dem Wissen und dem Segen des Vaters zu beginnen. Aber dies ist Teil der gesunden moralischen Beziehungen, die zwischen christlichen Eltern und ihren Kindern herrschen sollten. So wie aus christlicher Sicht nicht normal ist, dass ein Sohn irgendetwas wichtiges im Leben beginnt, nicht nur das Feiern der Slava, ohne vorher sich mit dem Vater zu besprechen und zu beraten, so ist es andererseits auch nicht normal, dass ein Sohn, nur weil ihm der Vater die Slava noch nicht „übergeben“ hat, am Tag der Slava ohne Kerze, Kolač und Getreide ist, als wäre es ein gewöhnlicher Tag.

Demnach versündigt sich ein Vater gegenüber seiner Slava, der sie seinem Sohn nichtüberträgt, obwohl sie nicht mehr zusammenleben, ja sogar, wenn der Sohn zum Vater zur Feier der Slava nicht kommt, so wie jener Sohn, der seine Slava nicht feiert und sich hinter der Ausrede versteckt: Der Vater hat mir die Slava nicht übertragen. Darüber hinaus, wie lange sollen die Enkel warten, damit der Großvater ihrem Vater die Slava überträgt, um ebenfalls die Freude des Slava-Festes zu erleben.

Erwachsene, selbstständige Söhne, die im eigenen Haushalt leben, sollten auf jeden Fall ihre Slava feiern. Darüber sollten sie ihren Vater informieren und ihn um seinen Segen bitten. Wenn der Vater den Segen verweigern sollte und die „Übergabe“ nicht machen möchte, so sollte sich der Sohn an seinen Gemeindepriester um Rat wenden.

Jede separate Familie sollte in ihrem Heim eine Slava-Ikone mit einem Kandilo (Öllampe) haben und sie sollte, je nach ihren Möglichkeiten, ihren Schutzpatron feiern. Für das Feiern der Slava braucht man nicht viel: Kerze, Kolač, Wein, Žito, Öl für die Lampe und Weihrauch für das Haus. Wenn man das nicht hat, dann gibt es auch keine Slava. Die Slava ist kein Geburtstag oder Namenstag (sogar der Geburtstag hat seine Merkmale wie die Torte mit einer bestimmten Anzahl von Kerzen) und besteht nicht nur aus dem Festtagsessen und den Gästen, die vielleicht nicht mal wissen werden, warum sie eingeladen worden sind.

Zum Schluss, da die Slava ein Fest der „kleinen Heimkirche“ ist, der grundlegenden christlichen Einheit, der Familie, so ist es klar, dass auch die kleinste Familie ihren Schutzpatron feiern sollte.

Das Fest des „Taufnamens“ ist bei den orthodoxen Serben so sehr mit ihren Leben verwachsen, dass sie dieses Fest auch in jenen Zeiten bewahrt haben, als sie aus unglückseligen Gründen die Orthodoxie verlassen mussten und andere Religionen annahmen. So finden wir auch heute das Slava-Fest bei römisch-katholischen, sowie muslimischen Familien in Bosnien und Herzegowina, sowie im westlichen Balkangebiet.

Ihre Slava haben die Serben auch in den schwierigsten Zeiten nie vergessen. Dies bezeugt uns das Volkslied von „Todor von Stalać“ und unsere Großväter, die das Fest auch im Schützengraben, mit einem Armeebrot und einem Stück Kerze, feierten. Deshalb sagt der Volksmund: „Wer die Slava feiert – dem hilft die Slava auch!“

Quelle: Erzpriester-stavrofor Dusan Kolundzic, Gemeindebriefe.