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Erzpriester Andrei Tkachev : Liebe und Wissen


29.11.2018

Wir sollten wahrscheinlich damit beginnen, wie Liebe mit Wissen zusammenhängt.

Auf den ersten Blick sind dies völlig unterschiedliche Bereiche. In der Liebe wirkt das Herz, im Wissen der Kopf. Dies ist jedoch ein banaler Fehler. Das Herz wirkt hier und dort. Übrigens der Kopf auch.

Sie werden wahrscheinlich zustimmen, dass die Leute wissen, was sie lieben. Zum Beispiel in der Wissenschaft, dem Handwerk oder der Kunst. Sie lernen in einem Fachgebiet intensiv, um das Gelernte gleich nach der Prüfung zu vergessen. Jenes Fachgebiet, das sie lieben, wissen sie mit dem Herzen und wollen noch mehr wissen. Sie leben mit ihm. Sie tauchen in dieses ein. Für jenen, der liebt, ist das was er liebt tiefgründigst. Für jemanden, der es nicht liebt, ist es entweder rational oder oberflächlich. Aber in beiden Fällen ist dies für ihn langweilig. Hier verbirgt sich vielleicht das Geheimnis des Unterschieds von Meister und Handwerker.

Wir haben noch nichts über die Liebe zum Menschen und zu Gott gesagt, aber wir können bereits sagen, dass, wenn Sie nichts lieben (wenn Sie nicht lernen zu lieben), Sie dazu verdammt sind, nichts zu erkennen. Sie sind zur Unwissenheit verurteilt.

Was den Menschen und Gott angeht, so offenbart uns die Liebe ihre Unwiederholbarkeit. Für alle um Sie herum ist der Mensch, den Sie lieben, gewöhnlich, er ragt mit nichts heraus. Für sie ist er einzigartig. Metropolit Antonije (Blum) benutzte als Bild ein bemaltes Kirchenfenster, um diese Tatsache zu erklären. Es ist nur ein dunkles Fenster ohne Sonnenlicht. Sobald jedoch die Sonne auf das Glas fällt, wird das Buntglas lebendig und beginnt in durchdachten Farben zu spielen. Auch das Antlitz eines geliebten Menschen wird für den, der ihn liebt, lebendig.

Für einen Menschen, der für die Töne des Himmels taub ist, ist wahre Musik unerträglich. Bach und Mozart sind für einen solchen "Gehörlosen" Kakophonie. Solche "Gehörlosen" nennen Musik einen unerträglichen Lärm, der auf Gier, Müßigkeit und Dummheit aufbaut. Sie verdrehen sich zu diesen Geräuschen, als ob sie von einer Krankheit betroffen wären. Und für einen sensiblen Menschen ist wahre Musik ein nonverbaler Beweis für die Existenz einer anderen Welt. Sie erinnern sich, dass Vonnegut gesagt hat, Musik sei der beste Beweis für ihn, dass es Gott gibt? So ist auch der Herr für kalte Herzen nur eine abstrakte Theorie oder eine fremdartige Erfindung. Eine absichtliche oder zufällige. Aber für den Gläubigen ist Er alles und noch mehr als alles.

Demnach ist die Verbindung zwischen Wissen und Liebe, trotz massiver Vorurteile, natürlich und unerschütterlich.

(Quelle: https://orthochristian.com/)